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Teil I Überblick

In diesem Kapitel werden die für das Verständnis des Implementationsteiles wichtigen Informationen über das CIMEDIA-Programm präsentiert. Zuerst werden dessen Inhalte und Ziele dargelegt. Anschliessend werden die wesentlichen Elemente des Programms vorgestellt. Mit einer Beschreibung des Informations- und Datenflusses wird die Stellung des IAM innerhalb des Projektes aufgezeigt. Abschliessend wird kurz die Projektfinanzierung präsentiert.

Die in diesem Kapitel enthaltenen Informationen und Konzepte wurden durch Mitarbeiter der HyperStudio AG in Muttenz erarbeitet und werden hier nur zum besseren Verständnis der vorliegenden Arbeit wiedergegeben.

2 CIMEDIA

CIMEDIA ist ein aus der Abkürzung CIM [6] und dem Begriff Multimedia [7] zusammengesetztes Kunstwort. Es bezeichnet ein von der HyperStudio AG [8] in Zusammenarbeit mit vielen Projektpartnern entwickeltes Lehrprogramm.

Das Lehrprogramm besteht im wesentlichen aus den folgenden Teilen:

Die einzelnen Teile werden im Kapitel 2.2 erläutert. Eine vollständige Bedienungsanleitung wird im Anhang A präsentiert.

2.1 Ziel von CIMEDIA

Das CIMEDIA-Lehrprogramm ist ein multimediales, interaktiv benutzbares Lehrmittel, mit dessen Hilfe die kommenden Veränderungen der Arbeitswelt vermittelt werden können. Die Ursachen dieser VerŠnderungen sind sowohl škonomischer, škologischer als auch technologischer Natur. In CIMEDIA werden besonders die Auswirkungen des vermehrten Einsatzes der CIM-Techniken dargelegt. Es soll aber auch das VerstŠndnis für die Anliegen der Mitarbeiter in den unterschiedlichsten Funktionen und Hierarchiestufen gefördert werden.

Der Lerneffekt wird nicht wie in herkömmlichen CBT [9]-Programmen durch Anwendung eines richtig-oder-falsch-Antwortspiels erreicht. Vielmehr werden unterschiedliche Standpunkte, Sichtweisen und konkrete Erfahrungen vermittelt, indem verschiedene Aussagen von realen Personen in wirklichen Betrieben unverfŠlscht wiedergegeben werden. Der Lernende kann und soll die gemachten Aussagen selber gewichten.

Als Zielpublikum kommen vor allem diejenigen Personen in Betracht, die von den Veränderungen besonders betroffen sein werden. Insbesondere also Lehrlinge, Berufsschüler [10] und Arbeitnehmer der unteren Hierarchiestufen. Ihnen sollen geeignete Verhaltensmuster zur eigenen Zukunftsgestaltung in der neuen Arbeitswelt vermittelt werden. Mit CIMEDIA können sich auch Schüler, die kurz vor dem Eintritt in die Berufswelt stehen, schon jetzt auf die kommenden Veränderungen des Arbeitsumfeldes vorbereiten.

2.2 Elemente des CIMEDIA-Lehrprogramms

In den folgenden Abschnitten wird das CIMEDIA-Lehrprogramm vorgestellt. Die Kenntnis über dessen Struktur wird im Implementationsteil dieser Arbeit an verschiedenen Stellen vorausgesetzt werden. Eine detaillierte Bedienungsanleitung wird im Anhang A präsentiert.

2.2.1 Modellfabrik

Die in CIMEDIA verwendete modellhafte Normfabrik wurde nach den statistischen Durchschnittswerten eines schweizerischen KMU-Betriebes gestaltet. Unter KMU wird ein kleines bis mittleres Unternehmen mit einer Belegschaft zwischen 50 und 500 Personen verstanden. Um die technische Entwicklung vorwegzunehmen, wurden einige strategisch wichtige Betriebsbereiche, wie PPS [11] oder Logistik, integriert, die heute erst in wenigen Firmen dieser Grösse zu finden sind. Weiter wird von einem kundenorientierten 'Serienfertiger' ausgegangen. Dies erlaubt die Darstellung möglichst vieler CIM-Aspekte.

Die Abbildung 2-1 zeigt den von der HyperStudio AG entworfenen Grundriss [12] der CIMEDIA-Modellfabrik. Die Unterscheidung zwischen dem Verwaltungsteil und der Produktionsabteilung ist deutlich sichtbar.

Abbildung 2-1: Grundriss der Modellfabrik

Verwaltung

Produktion
1 Showroom 14 Konstruktion
2 Konferenzraum 15 Leitung Technik
3 Führung 16 Entwicklung
4 Verwaltung 17 Versorgung
5 Sekretariat 18 Unterhalt
6 Personalwesen 19 Qualitätswesen
7 Rechnungswesen 20 Produktionsleitung
8 Organisation 21 Arbeitsvorbereitung
9 Informatik 22 Materialwirtschaft
10 Kundendienst 23 Einkauf
11 Verkaufsleitung 24 PPS
12 Verkaufsgebiete 25 Lagerleitung
13 Empfang 26 Lagerarbeiter
27 Transport
28 Lagerassistentin
29 Gruppenleiter
30 Montage
31 Fertigungsleitung

2.2.2 Begleiter

Der Benutzer begibt sich auf eine virtuelle Betriebsbesichtigung, die durch einen Begleiter geführt wird. Es stehen vier Begleiter zur Auswahl, die ganz unterschiedliche Besichtigungen durchführen. Zum Beispiel betont der CIM-Spezialist, bei einem neuartigen Roboter angelangt, dessen rationelle Arbeitserledigung. Dagegen weist der Gewerkschaftsvertreter an dieser Stelle auf die Gefährdung der Arbeitsplätze hin.

Die vier Begleiter sind:

2.2.3 Interviews

Während der Betriebsbesichtigung führt jeder Begleiter verschiedene Interviews mit den Mitarbeitern durch. Alle Interviews werden als Frage-und-Antwort-Spiel durchgeführt und weisen die gleiche Grundstruktur auf.

Abbildung 2-2: Beispiel eines Interviews, Teil 1

Während ein Portrait des Befragten gezeigt wird, stellt sich dieser kurz vor und führt den Benutzer in seinen Arbeitsbereich ein. Nun stellt der Begleiter seine erste Frage, die optisch durch eine Schrifttafel unterstützt wird. Die Ausführungen des Befragten werden anschliessend durch sich wechselnde Bilder veranschaulicht.

Abbildung 2-3: Beispiel eines Interviews, Teil 2

Nun folgen fünf bis zehn weitere Frage- und Antwortsequenzen, die zum Teil durch transparente Schrifttafeln ergänzt werden.

Es wird also ein ähnliches Prinzip wie bei einer vertonten Diavorführung angewendet. CIMEDIA unterscheidet sich allerdings in einigen wesentlichen Punkten von einer normalen Diashow.

2.2.4 Interaktion

Die ganze Interaktion des Benutzers mit dem Programm wird mit Hilfe eines graphischen Cursors auf dem Bildschirm durchgeführt.

In CIMEDIA werden die folgenden Grundsätze eingehalten:

2.2.5 Benutzerführung

Die Informationen, die in Gestalt der Interviews vorliegen, werden den Benutzern in strukturierter Form mit Hilfe eines Modellraumes [19] zugänglich gemacht. Durch das Navigieren in diesem virtuellen Raum kann der Benutzer die Informationen abrufen. Ihm stehen dabei zwei Möglichkeiten zur Verfügung: ein Rundgang und eine Flugansicht des Modellraums.

Rundgang

Die Abbildung 2-4 zeigt einige Positionen des Rundgangs. Der Benutzer bewegt sich durch die Fabrikgänge und kann die sichtbaren Türen öffnen. Der Betrachter hüpft also nicht einfach mit einem Sprung von der Buchhaltung in die Auslieferung, sondern er bewegt sich kontinuierlich und deshalb auch nachvollziehbar fort.

Abbildung 2-4: Verschiedene Bilder des Fabrikrundgangs

Eine der Benutzerschnittstellen, die für diesen Rundgang implementiert wurden, wird im rechten Teil der Abbildung 2-8 auf Seite 13 präsentiert.

Flugansicht

Der direkte Sprung von einem Raum in einen anderen wird durch eine Flugansicht der Fabrik ermöglicht. Sie wird von oben betrachtet, wobei durch das Dach hindurch direkt die Räume eingesehen werden. Die Abbildung 2-5 zeigt das Übersichtsbild dieser Flugansicht.

In verschiedenen Vergrösserungen dieser Ansicht können die einzelnen Räume mit dem Cursor angeklickt werden, worauf mit der Vorführung des entsprechenden Interviews begonnen wird.

Abbildung 2-5: Flugansicht der Fabrik

2.2.6 Motivation

Sämtliche Benutzerschnittstellen des Lehrprogramms können in verschiedenen Designarten präsentiert werden. Dadurch wird einerseits erreicht, dass die Benutzer vertraute Symbole auf dem Bildschirm erkennen, und andererseits erhöht die spielerische Form der Benutzerschnittstelle die Lernmotivation. Zur Auswahl stehen ein Computer-, ein Maschinen- und ein Felldesign.

Abbildung 2-6: Zwei Benutzerschnittstellen im Computerdesign

Abbildung 2-7: Zwei Benutzerschnittstellen im Maschinendesign

Abbildung 2-8: Zwei Benutzerschnittstellen im Felldesign

2.3 Informationsfluss

Die Abbildung 2-9 stellt den Informationsfluss und die Stellung des IAM innerhalb des Projektes dar.

Abbildung 2-9: Informations- und Datenfluss innerhalb des Projektes

Die HyperStudio AG leitete das Gesamtprojekt und trug gegenüber den verschiedenen Geldgebern auch die Verantwortung. Ausserdem wurde das Konzept des CIMEDIA-Lehrprogramms durch mehrere Mitarbeiter am HyperStudio entwickelt. Dozenten des CIM-Zentrum Muttenz stellten ihr CIM-Fachwissen zur Verfügung. Viele externe Partner unterstützten das Projekt entweder durch verbilligte Abgabe der benötigten Hard- und Software, oder indem sie ihre Labors zur Videodigitalisierung zur Verfügung stellten. Und nicht zuletzt durften in diversen Fabriken mit den Mitarbeitern Gespräche über ihre Arbeitssituation durchgeführt werden.

Aus dem gesammelten Datenmaterial wurde im HyperStudio die PC- und MAC-Version von CIMEDIA mit dem Autorensystem 'MacroMind Director' der Firma Macromedia erstellt [20]. Die Aufgabe der vorliegenden Arbeit war es, die Portierung dieser Version auf die CD-i-Plattform durchzuführen.

2.4 Finanzierung

Die Kosten zur Erstellung multimedialer Programme sind beträchtlich. Für das CIMEDIA-Projekt wurden insgesamt 750'000 Fr. budgetiert. Als Geldgeber konnten diverse Industriepartner (300'000 Fr.), die Kommission zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (350'000 Fr.) und das CIM-Zentrum Muttenz (100'000 Fr.) gewonnen werden.

Abbildung 2-10: Verteilung der Geldmittel

Aus diesem Diagramm wird ersichtlich, dass zur Bezahlung der Saläre genau die Hälfte der zur Verfügung stehenden Geldmittel aufgewendet werden musste. Immerhin ein Viertel wurde für die verwendete Hard- und Software ausgegeben.


Fussnoten

[6] Computer Integrated Manufacturing.

[7] Unter Multimedia wird hier die Informationsvermittlung durch den interaktiven Gebrauch verschiedener Medien, insbesondere Schrift, Bild, Ton und Film, verstanden.

[8] Adresse: HyperStudio AG, St. Jakobs-Str. 64, 4132 Muttenz. Geleitet wird die HyperStudio AG von Herrn Mischa Schaub.

[9] Computer Based Training.

[10] In dieser Arbeit wird aus Übersichtlichkeitsgründen immer die maskuline Form gewählt.

[11] Produktionplanungs-System.

[12] Die Abbildung 2-5 auf Seite 11 zeigt die Fabrikaufsicht anhand eines Bildes.

[13] Die wichtigsten Anforderungen an das Design der Interaktion in CIMEDIA werden im Abschnitt 2.2.4 aufgelistet.

[14] Die Art der Benutzerführung wird im Abschnitt 2.2.5 erläutert.

[15] Einige Beispiele der Benutzerschnittstelle werden in Abbildung 2-6 bis Abbildung 2-8 präsentiert.

[16] Die Implementation verschiedener Formen und Farben des graphischen Cursors wird nur in der CD-i-Version von CIMEDIA durchgeführt. Siehe hierzu die Erläuterungen im Abschnitt 6.2.6.

[17] In der CD-i-Version wird, unmittelbar nachdem der Benutzer eine Aktion ausgewählt hat, der Cursor als Sanduhr dargestellt und ein Ton wiedergegeben. Siehe hierzu die Ausführungen über die Soundmaps in den Abschnitten 4.2 und 6.2.4.

[18] Siehe hierzu die Abschnitte 3.1.2 und 4.1.

[19] Zu diesem Zweck wurde die im Abschnitt 2.2.1 vorgestellte Modellfabrik mit 'SoftImage' (während mehreren Monaten) modelliert. Danach konnten (mit verschiedenen Kamerafahrten) die Bilder des Rundgangs erzeugt werden. Die Flugansicht (Abbildung 2-5) wurde von einem Künstler erstellt.

[20] Es musste nur eine Version erstellt werden, da 'MacroMind Director'-Programme sowohl auf einem PC als auch auf einem Macintosh-Computer ausführbar sind.


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